Pferde schon länger Partner des Menschen als gedacht

Pferde wurden nach neuen wissenschaftlichen Befunden zuerst in der Ponto-Kaspischen Steppe im heutigen Russland gezähmt. Dies führte zu einschneidenden Veränderungen beim Handel und der Ausbreitung von Sprachen.

Der Hund war das erste Haustier und gilt vielen als der treueste Freund des Menschen. Das Pferd aber diente dem Menschen über Jahrtausende als wichtigster Partner und leistete die meiste Arbeit.

Jetzt haben Berliner Forscher mit modernsten Methoden der Gentechnik neue Hinweise auf Ort und Zeitpunkt der Domestikation des Wildpferdes gefunden. Pferde sind vor mindestens 5000 Jahren in der Ponto-Kaspischen Steppe im heutigen Russland, Kasachstan, der Ukraine und Rumänien gezähmt worden, bestätigen die Forscher, darunter auch Arne Ludwig vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW), mit ihren Genanalysen. „Von da an wurde die Menschheitsgeschichte völlig verändert und neu geprägt“, sagte Ludwig vom IZW der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Die Forscher präsentieren ihre Arbeit im US-Journal „Science“. Den entscheidenden Durchbruch erzielten sie mit neuesten Analysen von Farbgenen aus sehr alten DNA-Proben. Laut Ludwig war die Arbeit schwierig, weil der Erhaltungszustand der DNA sehr schlecht gewesen sei. Den Forschern lagen für die Tests 152 Knochen vor. 89 davon konnten laut Ludwig erfolgreich analysiert werden.

Anhand der Variabilität der Gene für Fellfarben damals lebender Pferde ließ sich nachweisen, dass ein Großteil der bis heute bekannten Farben bereits durch Pferdezüchter vor rund 5000 Jahren beeinflusst wurde. Dies gilt auch als Gegenbeweis einer Theorie, dass die Fellverfärbungen erst auf die Zucht bestimmter Pferderassen während der vergangenen Jahrhunderte zurückzuführen seien.

Pferde waren früher nur braun und schwarz

Knochenfunde von der letzten Eiszeit etwa vor 12. 000 Jahren belegten, dass die Pferde ursprünglich nur in den Farben Braun und Schwarz auftraten. Erst der Eingriff des Menschen führte zu einem ebenso plötzlichen wie rasanten Anstieg der Fellfarben und Farbmischungen.

Mit dem Wechsel in der Rolle des Pferdes folgen für den Menschen einschneidende Veränderungen. „Die indogermanischen Sprachen konnten sich praktisch nur auf dem Rücken der Pferde so verbreiten“, sagte IZW-Forscher Ludwig. Schnell prägte der Einsatz des Pferdes, das von Bauern gezähmt wurde, den Handel, aber besonders die Strategien des Militärs.

„Als Last-, Zug- und Reittier trug es entscheidend dazu bei, dass ganze Königreiche gegründet und wieder zerstört wurden“, heißt es in einer IZW-Mitteilung. Die Pferde-Armeen von Alexander dem Großen und Dschingis Khan sind bekannteste Beispiele.

Im Grunde verdrängte erst die Erfindung der Dampfmaschine das Pferd aus seiner Sonderstellung im Verhältnis zum Menschen. In Deutschland leben heute etwa eine Million Pferde. Die meisten sind Sport- und Freizeitpferde und werden nicht mehr als Last- und Zugtiere und schon gar nicht mehr fürs Militär gehalten.

Es gibt wenige Ausnahmen bei Gebirgsjägereinheiten der Bundeswehr oder auch im Einsatz als berittene Polizeipferde. Ob vor dem Pflug oder auf der Galopprennbahn: Ihre „Karriere“ begannen die Vorfahren als neues Haustier des Menschen in der Kaspischen Steppe vor 5000 Jahren.

An der Arbeit beteiligt waren auch das Deutsche Archäologische Institut, die Berliner Humboldt-Universität, das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig sowie amerikanische und spanische Genetiker. (dpa)

Quelle

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